Tennis vereint Generationen – der BTC in Biederitz setzt dabei auf Miteinander.

Genau 139 Mitglieder – von fünf bis 88 Jahren – zählt der Club. Darunter 52 Kinder, 17 Rentner sowie 16 Fördermitglieder. „Von denen können einige aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr spielen, schätzen aber unseren Zusammenhalt und nehmen gern an unseren Aktivitäten teil. Andere finden gut, was wir machen und unterstützen uns durch ihre Mitgliedschaft“, erklärt Heike Hesse, erste BTC-Vorstandsvorsitzende.

Langjährige Tradition

Tennisspielen hat in Biederitz eine lange Tradition. „Die haben wir 1951, nach den Wirren des Zweiten Weltkrieges, wieder aufgegriffen und einen Verein gegründet“, erinnert sich Eberhard Ulrich. „Dann ist die Hälfte der Mitglieder in den Westen gegangen, die andere Hälfte hat Biederitz für Studium oder Arbeitssuche verlassen. So mussten wir 1956 leider auch schon wieder aufhören.“ Aber die Tennisliebhaber blieben am Ball, gründeten 1994 den BTC – mit zehn Leuten, deren Kapital, eigener Muskelkraft und ganz viel Herzblut. „Unterstützung gab‘s zudem von der Gemeinde, die das Grundstück beisteuerte“, fügt Gründungs- und zugleich dienstältestes Clubmitglied Eberhard Ulrich noch hinzu.


Lust, dabei zu sein?  Anmeldungen sind jederzeit über die Homepage möglich.

 

 

Generationsübergreifend, familiär

Punktspiele gibt es seit Ende der 90er. „Bei unserem ersten Damenpunktspiel war ich dann auch schon dabei“, sagt Heike Hesse. „Mit Ende 20 und mit Mannschaftskameradinnen, die heute in ihren 70ern sind und dem Verein die Treue halten. Einmal Tennis in Biederitz, immer Tennis in Biederitz“, fügt sie lachend hinzu und erzählt, dass auch ihre eigenen Kinder Clubmitglieder und damit keine Ausnahme sind. „Bei uns geht’s nicht nur generationsübergreifend, sondern auch familiär zu. Viele von uns haben von Anfang an ihre Kids im Gepäck, wenn sie in den Club kommen. Die gucken erst zu, wollen dann aber schon bald eigene Bälle übers Netz schlagen.“ Heike Hesse erzählt, dass sie als frisch gebackene Mama bereits kurz nach der Geburt ihres ersten Kindes wieder auf dem Platz stand, um ein wichtiges Punktspiel zu gewinnen. „Derweil haben andere Clubmitglieder meinen Kinderwagen geschoben. So läuft das bei uns.“ Dass das Vereinsleben auch Hürden meistern kann, zeigt das Beispiel des 2001 neu gebauten Tennisheims. „Noch nicht mal eingeweiht, stand es 2002 schon mitten im Elbehochwasser – und wir mussten von vorne anfangen“, erinnert sich die Vereinschefin. „Aber auch das haben wir gemeinsam gestemmt.“

Tennis entdecken

Was das Besondere an Tennis ist? „Das musst du für dich entdecken und das braucht seine Zeit“, sagt Eberhard Ulrich augenzwinkernd. Denn zunächst heißt es, sich etwa ein Jahr lang zu schinden. „Tennis ist technisch anspruchsvoll, fordert Übung – da reicht es nicht, auf dem Platz zu stehen und gut auszusehen. Für einen perfekten Aufschlag musst du hart trainieren, am Ball bleiben, Niederlagen wegstecken können, immer wieder aufstehen und weiterkämpfen.“ Das Ergebnis lohne all den Schweiß: „Spiel, Satz und Sieg“, sagt der 88-Jährige nur. „Dabei kannst du dich bei uns auf der schönsten Anlage weit und breit auspowern und danach gemeinsam mit tollen Menschen dein Training ausklingen lassen.“ Für ihn gebe es nicht viel Schöneres. „Stimmt“, pflichtet Heike Hesse bei. Sie will zudem die Verantwortung für den Verein nicht unerwähnt lassen, die hier gleichfalls zusammen geschultert wird. „Das hier sind unsere Plätze, unsere Anlagen, die wir gemeinsam erhalten müssen. Und da packen alle mit an.“

Offen für alle

Schön findet sie auch die Strahlkraft des Vereins in Richtung Gemeinde. Ob beim Training oder bei Veranstaltungen – häufig erlebe sie, dass sich Dorfbewohner, die sich sonst im Alltag nicht begegnen, hier kennenlernen. Das gilt zugleich für die jungen Vereinsmitglieder. Durch die verschiedenen Schulen in Biederitz würden sich teilweise nicht mal die Nachbarskinder kennen, sagt sie. „Hier bei uns schließen sie Freundschaften, bringen die Eltern mit, die dann ebenfalls zusammenfinden. Und umgekehrt!“

Dafür sorgt das vielseitige Angebot des BTC. „Bei uns kann neben Tennis auch Beachvolleyball und Fußball gespielt, Yoga und Pilates gemacht werden. Es gibt ein Osterfeuer, ein Sommerfest, ein Weinfest, eine Skatrunde. Ich meine, da ist für viele Geschmäcker was dabei.“ Zum Sommerfest im August zum Beispiel war eingeladen, wer Lust darauf hatte, genauso wie zum Tag der offenen Tür im Mai. „Wir haben unter anderem vier Stunden Tennisspielen angeboten – und unsere fünf Plätze waren voll. Mit Schlangestehen!“ Oder die Mittwochsfrauengruppe. Die sei auch so entstanden. Erst kam eine Frau, dann zwei ... inzwischen sind es acht, die sich vorher alle nicht kannten. „Probiert es aus, es lohnt sich“, so Hesse. „Wir haben keinen Aufnahmebeitrag, der Mitgliedsbeitrag liegt unter dem, was ein Fitnessstudio verlangt – und schöner ist‘s bei uns allemal.“

Voneinander lernen

Genau deshalb sei auch er nach wie vor dabei, nimmt Eberhard Ulrich den Faden auf. Tennis spiele er seit seinem 14. Lebensjahr. Inzwischen mit neuer Herzklappe und nicht mehr ganz so flott wie einst. „Früher gehörte ich zu den Besten, jetzt, mit 88, bin ich der Schlechteste. Na und!“ Zu Hause im Sessel sitzen sei für ihn keine Option. Zweimal die Woche trainiert er mindestens. Mit den Jüngeren steht er dabei allerdings nur in Ausnahmefällen auf dem Platz. „Mit zunehmendem Alter wird man langsamer, sieht die Bälle später. Würde ich allerdings nicht trainieren, würde der Körper noch schneller abbauen“, räumt er ein.

Trickreich bis ins hohe Alter

Aber das „Slicen“ zum Beispiel, das habe er noch voll drauf, sagen seine jungen Mitspieler voller Respekt. Heißt, dass er den Ball ganz flach übers Netz gleiten lässt und den Gegner damit zu einem schwierigen Schlag zwingt. „Das ist einfach clever gespielt“, weiß auch Jonas (20). „So einen Ball anzunehmen, braucht eine Menge Erfahrung“, sagt Annika (24) und fügt hinzu: „Wir Jüngeren punkten dafür mit Schnelligkeit und guter Fitness.“ Selbst beim Match mit seinen Altersgefährten hat Eberhard Ulrich bis heute so manchen Trick auf Lager. „Da versuche ich zum Beispiel, den Ball kurz hinters Netz zu setzen und zwinge meinen Gegner damit, schnell zu laufen. Ist der auch über 80, schafft er das in der Regel nicht und der Punkt geht an mich“, schmunzelt er. Egal wie alt, beim Biederitzer Tennisclub ist das nicht wichtig. Hier zählt das Miteinander. Davon profitieren am Ende alle.