LandHof macht Lust auf Feiern
Eine Schopsdorfer Familie zeigt, was mit Ideen, Zusammenhalt und Anpacken möglich ist. Wer das einmal erlebt hat, kommt gerne wieder!
Hochzeit? Runder Geburtstag? Weihnachtsfeier mit den Kollegen? Wer fürs gesellige Zusammensein das gewisse Etwas – einschließlich Rundumwohlfühlpaket – sucht, der mache sich auf nach Schopsdorf zu den Richerts. Die ortsansässige Familie hat ein marodes, ehemaliges LPG-Areal zum Landhof mit Festwirtschaft umgestaltet. Mit Eigeninitiative, Kreativität und ganz viel Liebe zum Detail.
Entstanden sei das heutige Kleinod für Festlichkeiten allerdings eher zufällig, sagt Franziska Richert, die als Diplom-Kauffrau das Familienunternehmen leitet. „1994 wollte mein Vater Rudi ein an unser Grundstück angrenzendes, kleines Stück von Nachbars Land erwerben, das dem nach der Wende zurückübereignet wurde. Weil in dessen Familie keinerlei Interesse bestand, ist es am Ende das gesamte Grundstück geworden.“
Ursprünglich beabsichtigten die Richerts, auf dem Anwesen Wohnungen auszubauen. „Dann haben wir uns aber auf das hier bereits seit über 300 Jahren bestehende Schankrecht besonnen und neu gedacht“, erzählt die 47-Jährige. „Immerhin sind wir eine durch und durch gastfreundliche Familie, meine Mutter Monika eine begnadete Köchin“ – so sei die Idee von der „Festwirtschaft“ entstanden.
Enge Familienbande
Umgesetzt hat die Familie ihr Projekt Stück für Stück in Eigenregie und Eigenarbeit. Ganz vorn dabei Rudi Richert. Der heute 80-jährige gelernte Maschinenbauingenieur fertigte unter anderem etliche Holzfenster, -türen und -fußböden selbst. „Mein Vater ist ein Macher, hat schon immer gern mit den Händen gearbeitet.“ So erinnere sie sich noch daran, wie er für die damalige Kuh der Familie kurzerhand eine Melkmaschine baute. „Wir waren ja quasi Selbstversorger, hatten unsere Milch, haben Butter selbst gemacht, Gemüse und mehr im Garten angebaut – und wir Kinder immer dabei.“ Dieses Miteinander habe die Familie schon damals geprägt.
Auch von Franziskas Bruder Martin (44), Kunstschmiedemeister in Potsdam-Sanssouci, finden sich überall auf dem Anwesen kreative Details. Darunter zum Beispiel die Türgondel des Ladens. Schwester Juliane Grützmachers (49) meisterhafte Hände beim Dekorieren sind weit über Schopsdorf hinaus ein Begriff. So hat die Floristikmeisterin unter anderem schon Hochzeiten in der Toscana ausgestattet. Franziska Richert selbst organisiert nicht nur und hält die Fäden zusammen, zugleich steht sie gemeinsam mit ihrer Mutter am Herd, um neue Gerichte zu kreieren. Ihr persönliches Highlight im LandHof ist ihre „Tabakecke“ im Laden, wo sie Besucher und Gäste mit ihrem Wissen rund um die europäische Zigarrentradition begeistert. „Ich habe beim ältesten Zigarrenmachermeister in Holland das Zigarrenrollen gelernt“, erzählt sie stolz. Und, dass diese Leidenschaft einst auf der Suche nach einem Diplompraktikum geboren wurde.
„Was wir machen, sind schöne Dinge.“ Franziska Richert
Wie zu Hause fühlen
Beim Um- und Ausbau des Anwesens entstanden immer wieder neue Ideen. „Wir haben viel ausprobiert und manches auch wieder verworfen. Wie das acht Jahre lang bestehende Hofcafé, dass wir einfach personell nicht mehr stemmen konnten.“ Fest etabliert hat sich die Festwirtschaft. „Für alle, die feiern möchten, dafür ein individuelles Ambiente suchen und dabei auch den Blick für das gewisse Etwas haben“, beschreibt Franziska Richert das angesprochene Klientel. Was Gäste hier besonders schätzen: Dass sie das gesamte Grundstück in Beschlag nehmen, alles nutzen und sich wie zu Hause fühlen können. „Wir stellen uns voll und ganz auf deren Wünsche ein, bereiten alles vor, dekorieren, kochen und servieren selbst“, erzählt die Chefin auf einem Rundgang. Und der startet in der „guten Stube“, in der freilich nichts mehr an das hier einst untergebrachte LPG-Büro erinnert. Das alte Mobiliar wie auch so manches dekorative Accessoire sind zusammengesammelt. „Leute, denen unser Konzept gefällt, haben uns schöne Dinge vorbeigebracht, bevor sie auf dem Dachboden verstauben würden“, sagt Franziska Richert.
Nebenan im Saal ist bereits alles für die heutige Hochzeitsparty vorbereitet, die Tische sind dekoriert, der Tanzboden ist gewienert. „Als wir das Haus übernommen haben, gab es hier drin weder die schönen Fenster noch den Eichenfußboden. Das alles hat mein Vater selbst gefertigt.“ Im Nachbargebäude, dem einstigen Traktorenunterstand, haben die Richerts acht Gästezimmer hergerichtet. Jedes davon anders, jedes urgemütlich.
Hier wird Stöbern zum Erlebnis
Zum Verweilen lädt auch der mit viel Liebe zum Detail gestaltete Innenhof ein.
Der kleine, feine Laden – früher eine Garage – sei während Corona entstanden. „Da durfte ja nicht gefeiert werden, aber einkaufen durften die Leute, um es sich zu Hause schön zu machen – und dafür wurden sie bei uns fündig“, berichtet Juliane Grützmacher, die hier auch ihre kreativen Blumensträuße und -dekorationen anbietet. Holländischer Kaffee, besondere Zigarren, tolle Weine und mehr, das alles dekoriert rund um alte Drucktechnik – der LandHof-Laden macht schon das Stöbern zum Erlebnis.
Regional, frisch, lecker
In Sachen Gaumenfreuden in der Festwirtschaft hat die gelernte Bauingenieurin Monika Richert den Hut auf. Das Motto der 72-Jährigen: regional, frisch zubereitet, immer wieder neu zusammengestellt und dabei jedes Mal köstlich. Sie nennt das „authentische Landküche“. „Früher gab es die Kochfrauen, die in die Häuser gingen oder für besondere Anlässe kochten. Diese Tradition leben wir weiter, indem wir typische Landgerichte kochen“, erklärt sie. Besonders viel Freude bereitet ihr, dass sie mit ihren beiden Töchtern zusammenarbeiten kann und auch den „Rest“ der Großfamilie immer in der Nähe weiß.
Alle machen mit
Wenn die Richerts „wir“ sagen, dann meinen sie auch „wir“. Denn damit das etablierte Familienbusiness funktioniert, müssen alle dahinterstehen. „Wir haben großes Glück, dass auch unsere Partner und Kinder mitziehen und mitanpacken, wann immer wir Hilfe brauchen“, sagt Franziska Richert. Ida (17), die Tochter ihrer Schwester und eine echte Nachteule, helfe zum Beispiel heute Abend im Service. Wanda (15) und Alma (12), die Kinder ihres Bruders, sind von Oma Monika gerade zum Kräutersammeln fürs Hochzeitsmahl in den Garten geschickt worden. Ihr Mann, der tagsüber im OP steht, schwingt in der Freizeit den Pinsel und hat die überall auf dem Anwesen hängenden Bilder gemalt. Julianes Mann, von Beruf Architekt, hilft beim Backen.
Backen ist Männersache
Seit 2000 backen die Männer der Familie Richert Brot. Und zwar alle 14 Tage im eigens dazu von Vater Rudi errichteten Backhaus. Dazu suchen sie zuvor im Wald Holz. Freitagabends gegen 20 Uhr wird der Ofen angeheizt, dann mehrmals in der Nacht Holz nachgelegt. „Die Männer zelebrieren das Backen – machen es sich schön dabei“, sagt Franziska Richert. „Wir backen also quasi für uns selbst – und für die Leute, die nicht auf unser Brot verzichten wollen.“
Spaß an dem, was sie tun – das sei ohnehin das wichtigste Erfolgsrezept der Richerts. Ohne Spaß und ohne das enge Miteinander als Familie würde es nicht laufen, da sind sich alle einig. Und so gibt es auch nach der heutigen Hochzeitsfeier, wenn die letzten Gäste zu Bett gegangen sind und die Familie mit dem Aufräumen fertig ist, gegen 4.00 Uhr morgens noch ein Gläschen Sekt zum Anstoßen mit allen, die mitgearbeitet und geholfen haben. „Wir arbeiten mit Leidenschaft für unsere Gäste, aber wir machen es uns dabei auch zusammen schön. Das ist der Luxus, den wir uns gönnen.“
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